Der Graben
Zuerst kam immer das Licht. Stroboskopartig erleuchtete es den Schützengraben und zeigte mir die Gesichter meiner Kameraden. Auf ihnen waren fast alle Emotionen zu erkennen, derer Menschen fähig waren. Von ängstlichen und nervösen, über gelangweilte, bis hin zu erwartungsvollen und freudig verklärten Mienen.
Dann kam der Donner. Laut, viel zu laut, donnerte er über uns hinweg und brachte unsere Ohren zum klingeln. Innerlich spannte ich mich an, wartend auf das was immer folgte.
Es folgte der Einschlag. Die Artilleriegeschosse des Feindes schlugen um uns herum ein und der Boden bebte. Von Zeit zu Zeit, wenn eine Granate dicht an unserem Graben einschlug, regnete eine Fontäne aus Sand und Steinen auf unsere Ceramithelme herab. Dies war der Zeitpunkt wo alle Gesichter nur noch einen Ausdruck kannten. Den Ausdruck der ängstlichen Hoffnung, dass keine der Granaten unseren Schützengraben als Ziel fand. Innerlich betete ich zum Gottkaiser, er möge sein schützendes Licht über uns ausbreiten.
Es dauerte fast zwei Stunden bis das Inferno des Artilleriebeschusses nachließ. Sofort sprang unser Sergeant auf und befahl uns schreiend in Position zu gehen, für einen möglichen Angriff des Feindes.
Ich sprang auf, stellte mich schussbereit mit meinem Lasergewehr an die Brustwehrböschung und schaute gebannt in die Ferne. Durch den Artilleriebeschuss war die gesamte Umgebung in blau weiße Nebelschwaden gehüllt. Die Granaten hatten Erde, Befestigungen und Stacheldraht an vielen Stellen einfach verdampft. Ich spürte wie meine Kameraden neben mir ebenfalls nervös in den Nebel starrten, in Erwartung des Feindes.
Wo vorher der Donner der Geschütze die Nacht zeriss, folgte nun unheilige Stille.
Diesmal kamen die Geräusche als erstes. Aus dem Nebel erklang zuerst ein Murmeln, welches sich nach und nach zu einem lauten Gebrüll steigerte. Mit dem Lasergewehr im Anschlag, starrte ich weiter in die Nebelschwaden. Mein Magen war zum zerreißen angespannt.
Dann kam die erste Gestalt aus dem Nebel. Ihr Gesicht durch eine primitive Gasmaske geschützt und mit einem Lasergewehr in den Händen. Unter der Maske kam ein irres Geheul hervor. Auf der Uniform waren die grotesken Abzeichen des Feindes zu erkennen.
Ich zielte und drückte den Abzug. Die Gestalt des Feindes wurde regelrecht zerstückelt, als nicht nur mein Laserstrahl das Ziel fand.
Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen.
Dann brach das Chaos los.
Überall aus dem Nebel kamen Gestalten hervor und rannten auf unsere Stellungen zu. Für einen kurzen Moment zögerten wir alle, starrten einfach nur auf den unerbittlichen Feind, der unter lautem Gebrüll auf uns zu kam. Dann fielen die ersten Schüsse und die Unteroffiziere brüllten uns an, das Feuer zu eröffnen.
Im Nachhinein kann man sich kaum noch an Einzelheiten erinnern. Die Monotonie des Abschlachtens nimmt einen gefangen. Immer wieder Ziel suchen. Abdrücken. Neues Ziel suchen. Wieder abdrücken. Immer und immer wieder. Unterbrochen nur vom hektischen Wechsel des Magazins.
Irgendwann sucht man dann ein neues Ziel und stellt fest, dass es keines mehr gibt. Das die Feinde die man sieht, alle tot am Boden liegen. Dann überfällt einen die Euphorie. Pure Freude. Nicht weil man den Gegner besiegt hat, sondern einfach weil man überlebt hat. Weil man nicht vorher durch eine Artilleriegranate zerfetzt worden ist, weil man nicht einen Laserstrahl zwischen die Augen bekommen hat und weil der Gegner es nicht bis zum Schützengraben schaffte und sein Bajonett in deine Eingeweide rammen konnte.
Und wenn man sich grad am meisten freut diesen Angriff überlebt zu haben, sieht man immer zuerst das Licht…
(müsste man auch im Inet finden habereingestellt) (unter anderem namen und so)
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